Montag, 14. Februar 2011

Vang Vieng

Am naechsten Morgen brechen wir auf zum Strand, von wo aus unsere naechste Odysee startet. Mit dem Boot nach Ban Nakasang, dann zum Bus, der uns mit vielen vielen anderen Touris nach Pakse bringt, wo wir erst mal fuenf Stunden Aufenthalt haben. Mit dem Tuc Tuc fahren wir ins Stadtzentrum. Tuc Tucs hier sind nicht Moped und Aufsatz hinten, sondern Motorrad und Beiwagen fuer maximal zwei Personen. Tempo wesentlich hoeher. Hui.

In einem kleinen Restaurant treffen wir dann einen Deutschen, der hier ein Voluntariat macht und uns ein Restaurant am Mekong empfiehlt, wo wir dann mit den Rucksaecken beladen hinpilgern, um die naechsten Stunden gemuetlich aufs Wasser zu scheuen, hervorragenden Grillfisch zu essen und Reisetagebuch zu schreiben. Die Zeit vergeht uns schnell. Dann noch eine Einkehr in einer franzoesischen Bakery mit tollen Kuchen und weniger tollen, aber gesalzen teuren Kaffees. Dann suchen wir leicht verzweifelt nach einem Tuc Tuc zum Busbahnhof. Da Pakse nicht wirklich sehr touristisch ist, ist das gar nicht so leicht und leicht nervoes kommen wir dann schliesslich am Bahnhof an, wo wir gleich boarden.

Der Bus ist ein Hammer. Richtige Betten. Einen solchen Luxus hab ich ja noch nie gesehen :) Tanja und ich teilen uns ein Doppelstockbett, obere Etage. Wir werden mit Wasser und Oreokeksen versorgt, dann startet die Fahrt, die zuerst noch recht angenehm ist, dann aufgrund der schlechten Strassen etwas ungemuetlicher. Trotzdem sind die Betten der reinste Luxus.

Um sechs in der Frueh werden wir in Vientiane abgeladen, wo wir wieder drei Stunden zu warten haben. Wieder auf zum Mekong, der hier aber wenig Wasser fuehrt, weshalb der Strand nicht ueberzeugen kann. Stattdessen wechseln wir in eines der zahlreichen franzoesischen Kaffees, wo wir den Internetzugang nuetzen, um Heim zu schreiben. Tanja und Luc schreiben sich so nette Mails, suess.

Mit drei Stunden Verspaetung kommen wir schliesslich nach 27 Stunden in Vang Vieng an, wo wir uns wieder einmal auf die Unterkunftsuche machen, was gar nicht so einfach ist, da Hochsaison und viele Guest Houses ausgebucht. Wir inden aber schliesslich ein total feines Bungalow mit Blick auf den Fluss und einer chilligen, sonnigen Terrasse, wo wir ein bisschen Gitarre spielen, Waesche waschen, schlafen, Fruchtshake trinken. Und bis auf einen Abstecher im Restaurant, das zum Hotel gehoert und einem kurzen Spaziergang die Strasse hinunter um Busverbindungen und Touren zu checken, bleiben wir den Rest des Tages auch im Bungalow und spannen aus. Tanja eher gezwungenermassen, weil ihr Bauch ein wenig Probleme macht.

Am naechsten Morgen beschliessen wir, Fahrraeder zu mieten und die Hoehlen westlich der Stadt zu erkunden, die uns ein Norweger in Don Det empfohlen hat. Davor krache ich aber mit dem kleinen Zeh gegen unsere Eingangstuer und das so bloed, dass sie anschwillt und blau wird, wo sich ein Bluterguss bildet. Autsch.

Ueber kleine Holzbruecken und steinige Strassen holpern wir dann trotzdem bald mit ausrangierten Mountainbikes los. Jetzt verstehe ich erst, wieso Mountainbikes grundsaetzlich vorne einen Stossdaempfer haben. Wir haben ganz blaue Flecken auf den Handflaechen, weil unsere nicht mehr funktionierten.

Die Huegel, die um Vang Vieng, das an einem kleinen Flesschen liegt, eigenwillig aus der Ebene ragen, sind das Merkmal der Gegend. Bewachsen mit ueppig gruenen Baeumen ist das Klima hier subtropisch schwuel. Da es heute bewoelkt ist, leiden wir nicht so sehr unter der Sonne. Die Strasse staubig und ziegelrot. Rechts und links trockene, abgeerntete Reisfelder, die von den typischen kleinen Erdanhaeufungen gerahmt sind. Haufenweise Kinder, die neben der Strasse spielen. Alle hyperaktiv. Die Laoten alle sehr sehr freundlich. Fast jeder laechelt einen an und gruesst: Sabaii Dee. Frauen weben an riesigen Webstuehlen mit hauchduennen Faeden. Die bunten Tuecher haengen auf Stangen und wenn Europaeer vorbei fahren, werden sie hereingewunken und zum Kauf der wirklich wunderschoen gearbeiteten Tuecher angeregt. Zeigt man Gefallen an einem, dann wird sofort ein zweites hervorgekramt. Same same, heisst es dann, begleitet von einem strahlenden Laecheln.

Bei der falschen Abzweigung biegen wir ab und bekommen dadurch eine weitere Hoehle zu sehen, die wir gar nicht eingeplant haben. Kaum Leute sind hier und fast allein erklimmen wir den Pfad hinauf und betreten die engen, stockdunklen Gaenge. Gut, dass ich meine Stirnlampe da habe. Ohne waeren wir ziemlich aufgeschmissen. Stalagtiten und Stalagmiten, verschnoerkelte Felsgebilde und riesige, duenne Spinnen mit langen Tastfuehlern vorne. Die Gaenge sind teils so eng und klein, dass man kriechen muss. Aufregend. Vor einem steil in die Tiefe fuehrenden Gang machen wir dann aber dennoch Halt und kehren wieder um, um ans Tageslicht zurueck zu kommen.

Weiter gehts zur eigentlich eingeplanten Hoehle. Kurz machen wir einen Besuch in einer Dorfschule, an der wir vorbei kommen. Froehliche Kinder spielen zwischen den einfachsten Schulbaenken und am Hof; unbeeindruckt von uns weissen Touris. Am Weiterweg erwischt uns dann der heftig einsetzende Regen und wir kehren rein zufaellig bei einem Oeko-Perma-Typen ein, der uns ein wenig von seiner Arbeit erzaehlt und wie er versucht, hier faire Preise einzufuehren. Die Frauen auf der Strasse, denen wir die Tuecher abgekauft haben, waeren naemlich aufgrund der Konkurrenz gezwungen, die Tuecher so guenstig zu verkaufen, dass sie gerade das Material und ein kleines Surplus erwirtschaften. Von einer Bezahlung der echten Arbeitszeit kann nicht die Rede sein.

Als der Regen aufhoert, radeln wir weiter. Die blaue Lagune in der Naehe der Hoehle ist wirklich tiefstes tuerkisblau und verlaedt trotz der Kuehle, die durch den Regen gekommen ist, zum Hineinhuepfen. Ueber einen steilen Pfad klettern wir die Felsen hoeher. Mein Fuss wird zum echten Problem auf diesem Weg. Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor aus der Zeit in Suedamerika. Und immer der rechte Fuss. Die Hoehle selbst ist riesig, immens. 30 Meter hoch, 30 tief oder etwas in dieser Richtung. Und weiter hinein geht es durch niedrigere Gaenge voller Stalagmiten und Stalagtiten. Die wenigen Touristen, die es trotz Regen hierher geschafft haben, verlieren sich und nur hin und wieder sieht man irgendwo kurz zwischen den Felsen das Licht einer Lampe aufflackern. Spooky, vor allem wenn man, wie ich, bald die Orientierung verliert und dann sehr sehr froh ist, wieder Tageslicht zu sehen. Was wenn das Licht ausgegangen waere. Huhuuu.

Am Rueckweg fahren wir durch ein kleines Dorf, wo erstmals nicht alle Haeuser auf die Strasse muenden. Das Leben hier geht gemaechlicher zu, ruhiger. Ueberall viele Kinder und Erwachsene, die im Kreis beisammen sitzen. Alle gruessen uns freundlich und neugierige Blicke folgen uns, aber unaufdringlicher. Die Stimmung ist sehr angenehm und wir fuehlen uns sehr wohl in diesem Land.

Als wir wieder in Vang Vieng ankommen sind wir so heisshungrig, dass wir an einem Strassenstand Halt machen, anstatt in ein Restaurant einzukehren. Hier werden wir Zeuge, die das wohl kalorienreichste Sandwich zubereitet wird, das ich je gesehen habe. Baguette, Ketchup und Mayonnaise, Gurte, Tomate und Salat, zwei in Fett herausgebratene Spiegeleier, Kaese und herausgebackene Huehnerstreifen. Oben drauf noch mal Kechup und Mayo. Irre. Jetzt haben wir unseren Bus fuer die Weiterfahrt gebucht. Eigentlich wollten wir noch einen Tag hier bleiben. Man kann allerlei machen: Wandertouren, weitere Hoehlen, Kayaking, Rafting, Tubing, Cykling, und vor allem Climbing. Aber die eine Haelfte der Aktivitaeten reizt nicht, weil sie nur von jugendlichen, saufwuetigen Touristen betrieben wird, die hier naechtens haufenweise auf der Strasse und in den Lokalen anzutreffen sind, die andere Haelfte geht nicht, weil mein Zeh wirklich sehr in meine Bewegungsfaehigkeit eingreift. Ausserdem ist das Wetter anhaltend grau geblieben heute, was alle Wasseraktivitaeten etwas unterkuehlt laesst. Also fahren wir morgen frueh weiter richtung Luang Prabang.

Happy Valentine s Day!