Mittwoch, 9. Februar 2011

Cambodia

Der folgende Tag in Pnomh Penh bleibt auch gemuetlich. In der Fueh verschlafen wir den Wecker einmal um drei volle Stunden; aus dem Besuch des Koenigspalasts in der Frueh wird daher nichts. Dafuer verspeisen wir in aller Ruhe die safige Papaya, die vom Abendessen uebrig ist und spazieren dann zum Shopping Center und dem Zentralen Markt, wo wir ein wenig durch die Laeden schlendern und Tuecher, Tuecher, Tuecher erstehen. In Cambodia gibt es wunderschoene Seidenstoffe...

Zu Mittag finden wir wieder einen kleinen Strassenstand, wo wir Teig- und Spinattaschen bekommen und unsere Begeisterung ueber das Essen so freudig zum Ausdruck bringen, dass wir zusaetzlich sogar mit kalten Getraenken versorgt werden. Danach Entspannen am Flussufer, bevor wir uns mit dem Tuc Tuc auf zum Koenigspalast machen. Dort aergere ich mich wieder mal ueber mich selbst, weil ich den Reisefuehrer nicht ernst genug nehme und kein langaermeliges Shirt anhabe und ein haessliches weisses T-Shirt kaufen muss.

Der Palast selbst, sowie mehrere kleinere Tempel, die inmitten von gepflegten und ueppigen Gruenanlagen stehen, ist umwerfend. Strahlende, leuchtende Farben: weiss, gold, rot, braun. Mir kommt es so vor, als waere alles, was ich bisher gesehen habe farblos gegen die Intesitaet, mit der einen hier alles anstrahlt. Die Daecher fein geziegelt und spitz am Ende aufgebogen. Faszinierend. Im Schatten eines Tempels treffen wir auf zwei junge Moenche, die sich ueber die Gelegenheit freuen, ihr Englisch zu verbessern. Ganz unmoenchisch bekommen wir ein Kompliment ueber unser Laecheln. Lustig auch, dass hier alle erkennen, dass wir Schwestern sind. Warum wir so weiss sind? Und ob wir irgendwas verwenden, um weiss zu werden? Ein gemeinsames Foto, das wir dem Aelteren schicken sollen. Unbedingt vorher anrufen, denn er hat keinen eigenen Computer und loggt sich nur ein, wenn wir ihm sagen, dass wir das Foto geschickt haben. Nett. Und so freundlich und erfreut. Die Zeit im Palast ist schnell vergangen, rasch eilen wir durch die letzten, mittlerweile erfrischend leeren Gaerten, bevor uns die Securities dezent hinaus werfen.

Einkehr in unserer Stamm-Smoothies-Bar, faule Stunden im Korbsessel, Menschen und Treiben beoachten. Dann Essen in einem Strassenrestaurant fuer Einheimische, in dem wir bewirtet werden, als waeren wir etwas ganz Besonderes. Schliesslich zurueck zum Hotel, wo uns bald ein Tuc Tuc aufklaubt und zum Nachtbus nach Siem Reap bringt.

Der Bus ist die Hoelle. Ledersitze an denen man kleben bleibt, die Lehne vom vorderen Nachbarn hat man fast im Gesicht und die Knie stehen an dessen Rueckenlehne an, die mit Metall verkleidet ist. Gott sei Dank sind wir nach sechs Stunden da, die Busse in Suedamerika waren ja Luxus dagegen. In Siem Reap ist der Busparkplatz umzaeunt. Hinter dem Eisengitter draengen sich trotz der fruehen Stunde (halb sechs Uhr frueh) schreiend die Fahrer und ein Kampf um die Touristen bricht aus. Gluecklicherweise haben wir unser Hotel schon organisiert und ein Fahrer bringt uns zum Hotel. Die Stadt noch leer und tot. Dort angekommen werden wir gleich mit einem ueberteuerten Angebot fuer den Besuch in Angkor Wat ueberrollt und von Moskitoschwaermen ueberfallen. Aber das Zimmer ist bereits beziehbar und die Dusche nach all den Stunden heiss ersehnt und wohlverdient.

Wir beschliessen, den Tag ruhig anzugehen und Angkor auf morgen zu verschieben. Nach einer erfrischenden Abkuehlung spazieren wir zum Markt, der mehr als alles andere bisher auf die Touristenmengen ausgerichtet ist, die hier taeglich ankommen. Kleidung, Accessoires, Handwerk, Essen, etc. alles was das Touristenherz begehrt. Das erste europaeische Fruehstueck seit unserer Ankunft, ein paar Ethnohosen und Tuecher (ich sollte wirklich aufhoeren, Tuecher zu kaufen), dann spazieren wir ueber die roten Sandstrassen zurueck zum Hotel. Der Stadtteil der Touristen wirkt fast laendlich und richtig gemuetlich. Erinnernt mich sehr an San Pedro de Atacama in Chile. Den Nachmittag versumpern wir am Pool, wo wir der Hitze am ehesten standhalten, auch wenn ein Sonnenbrand vorprogrammiert ist.

Um vier dann ein Aufbruch zum groessten Suesswassersee SO-Asiens, dem Tonle-Sap. Das Tuc Tuc bringt uns aus der Stadt. Kaum haben wir das Zentrum verlassen, wird der Gestank ziemlich aufdringlich. Ich nehme an, er ruht von den Fischen, die in der Hitze getrocknet werden und von den vielen Abgasen der Motorraeder und Busse, die hier entlangrollen. Schon auf der Fahrt muten die vollen Touristenbusse seltsam an, die an den Huetten aus Schilf, die zum Teil kaum gerade stehen und den nackten, spielenden Kindern vorbeirollen. Essensstaende dichtgedraengt neben der Strasse. Dann erreichen wir den See, eine braune Wassermasse, aufgewuehlt von dutzenden roehrenden und schwarzen Abgas spuckenden Motoren der Boote, die auf die Touristen warten. Zu unserer Ueberraschung bekommen wir, sowie etliche andere Reisende, ein ganzes Boot fuer uns allein. Es haetten sich bis zu 20 Leute hier Platz. Was fuer eine Verschwendung. Durch dreckige und unglaublich verschmutze Kanaele geht dann die Farht hin zum eigentlichen See. Plastiksackerl haengen im Schilf, Flaschen treiben im Wasser und am Ufer aufgereiht die aermlichen Behausungen der Menschen, die fast nichts zum Leben haben. Zum Teil wohl nicht mal das Dach ueber dem Kopf und etwas zum Anziehen. Einige Huetten zerfallen fast und haengen windschief am letzten Nagel. Und die Touristen werden auf den Booten daran vorbeigerollt, schiessen Fotos und warten auf schoenere Motive, die man mit nach Hause nehmen kann, um sie den Verwandten zu zeigen. Scheusslich.

Dann erreichen wir die schwimmenden Inseln. Tiere werden auf schwimmenden Verschlaegen gehalten, man sieht die Menschen, wie sie ihrer taeglichen Arbeit nachgehen. Intim und direkt, weil die Boote unmittelbar daran vorbeirauschen. Eine Frau, die sich waescht, eine Versammlung Maenner in einem Gemeinschaftshaus, eine Gruppe Erwachsener in Booten, wie sie auf die gefangenen Fische einschlagen, um sie zu toeten, Frauen mit ihren Kindern, beim Essen, beim Kochen...die Unmittelbarkeit des Lebens dieser Menschen ist es wohl, die das Erlebnis besonders eindrucksvoll macht und die nahe geht. Die Kontraste treten noch staerker zu Tage, als wenn man nur die schoene Fassade sieht. Selbst das Treiben, das man auf der Strasse beobachten kann, wo sich ja auch ein Grossteil des taeglichen Lebens abspielt (viele Haeuser sind vorne offen und man kann hinein sehen) ist nicht so unmittelbar. Vielleicht weil die Leute hier offensichtlich noch aermer sind. Wir kommen auf einer schwimmenden Aussichtswarte an, wo kleine Kinder in Waescheschuesseln zu den Booten paddeln, in der Hand grosse Schlangen, die sie den Touristen entgegen halten und Dollar Dollar schreien. Ich gebe einem Maedchen eine Packung Nuesse, die sie enttaeuscht wegsteckt und mich dann wieder flehend anschaut. In einem Verschlag ein Haufen Krokodile. Sonnenuntergang. Wir steigen bald wieder auf das Boot und treten betroffen die Rueckreise an.

Nach einer Rast im Hotel gehts am Abend wieder zum alten Markt, wo hunderte kleine Restaurants aneinandergedraengt sind und bis auf das Personal nur Europaeer herumlaufen. Wir essen gut, kaufen noch mehr Tuecher und Ethnohosen von Verkaeufern, die einen belagern, sobald man an ihrem Stand vorbei geht und man sich fast schlecht fuehlt, wenn man nichts kauft. Dann fruehe Nachtruhe, morgen um fuenf Uhr morgens geht es auf nach Angkor.

Angkor. Sonnenaufgang ueber Angkor Wat mit 1000den Touristen. Dann vor den ersten Leuten durch die Tempel, die mit ihrer stillen Majestaet beeindrucken. Jedes Gebaeude, jeder Tempel anders, als der andere. Zum Teil wahnsinnig gut erhalten, alles uebersaeht mit Reliefs und Verzierungen, die kunstvoll in den Stein gemeisselt sind. Zum Teil verfallen, mit Truemmern, die verstreut herumliegen, was aber in der Wildheit und Natuerlichkeit genauso reizvoll ist und an die Kultur erinnert, die da vor mehreren hundert Jahren so Unglaubliches errichtet hat (9-13. Jahrhundert). Baeume ueberwuchern die Steine, wo sich die Natur ihren Platz zurueck erobert und die Vergaenglichkeit all dessen deutlich macht, was wir errichten.

Gegen Mittag sind wir vom Herumwandern erschoepft und nach einem guten Mittagessen bringt uns das Tuc Tuc nach neun Stunden Angkor wieder zurueck ins Hotel, wo wir wohl den Nachmittag am Pool ausklingen lassen werden. Morgen frueh fahren wir dann mit dem Bus lange lange Stunden direkt nach Laos.