Wir waren vor Tagen zu einer Reisegruppe gestoßen. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, wie immer. Anfangs machte mir der Dunkelelf Sorgen, der mich - wenn er sich unbemerkt glaubte - mit Blicken aufzuspießen schien. Auch sein Gefährte schien ein finsterer Geselle. Sie hatten aber einen Krieger dabei, der wohl hoch aus dem Norden kommen musste und der mich bald durch seine Aufrichtigkeit und Tapferkeit so überzeugt hatte, dass ich selbst seinen beiden Gefährten zu trauen begann und des Nächtens etwas ruhiger schlief. Schließlich kamen wir nach langer Reise in Federwiesen an. Die Bewohner hatten ein großes Rundschreiben verfasst, das zur Neugründung der Stadt einlud und wir dachten, dass wir bei einer solchen Menschenansammlung vielleicht etwas über die Herkunft des Paladins ausfindig machen könnten. Außerdem wollte ich vorschlagen bei dem Fest einen Segen Torms zu sprechen. Vielleicht ließ sich auch ein Schrein errichten und sich Gläubige für unsere Kirche gewinnen.
Die Ankunft im Dorf war recht überraschend. Zum einen kann wohl von Stadt nicht gesprochen werden. Kaum 30 Seelen scheinen hier zu leben. Zum anderen empfing uns ein arroganter Mann, der offensichtlich von allen verehrt wurde und sich als Priester ausgab, obwohl er keiner war, was das gemeine Volk nicht zu wissen schien. Eine Unmenge an Gästen war angereist, die alle begannen, das kleine Dorf zu erkunden: Söldner, Heiler, Alchimisten, Gelehrte, Krieger und Händler. Es stellte sich heraus, dass es nicht um eine Stadtgründung ging, sondern, dass ein Artefakt gestohlen worden war, das der falsche Priester für ein Jahresritual zu Ehren des Gründers der Stadt, einem bekannten Heiler, benötigte. Der Priester - von den Dorfbewohnern nur Vater genannt - ließ sich von allen huldigen und waltete mit strenger Hand über das kleine Dorf. Bald sollten wir erfahren, dass hier äußerst seltsame Sitten herrschen. Wir wurden Zeuge einer Zwangsheirat, denn offensichtlich dürfen die Bewohner nur innerhalb des Dorfes heiraten und das Dorf nur mit Erlaubnis des "Vaters" verlassen. Ich begann den Verdacht zu hegen, dass jener Priester-Scharlatan hinter dem Verschwinden des Artefakts stecken könnte, zumal sein heiliges Symbol ganz offensichtlich nur ein profaner Gegenstand war. Ich sprach mit der Hauptfrau der Wache, einer ausgedienten alten Kriegerin, die ihr Leben lang nicht aus dem Dorf heraus gekommen war. Dementsprechend gering schätzte ich ihre Erfahrung ein, denn wie sie selbst sagte, gab es noch nie irgendwelche Vorkommnisse im Dorf. Wir teilten eine Mahlzeit, dann zog ich mich wieder zurück. Durch ein paar Höflichkeiten im richtigen Moment gelang es mir schließlich das Rätsel zu lesen, welches die einzige Spur zum Verbleib des Artefakts zu sein schien. "Wer hat einen Hut, aber keinen Kopf und einen Fuß, aber keinen Schuh."
Schnell hatten wir die Lösung: Der Pilz.
Dann begannen sich die Ereignisse zu überstürzen. Leute begannen einzuschlafen und dann zu verschwinden. Ich trommelte unsere Reisegruppe zusammen. Man muss zusammenhalten in schweren Zeiten. Wir erkundeten die Umgebung des Dorfes und bald stießen wir auf einen verzweifelten Dorfbewohner, der seine Tante suchte, die auch zu den Verschwundenen zählte. Nur zu bald sollten wir sie finden, blutüberströmt, zu Füßen einer schrecklichen Kreatur, die sich von den Toten erhoben hatte. Einige der Krieger, die plötzlich anwesend waren streckten die Leiche nieder. Noch nie habe ich einen derartigen Untoten gesehen. Er bewegte sich schnell, viel zu schnell für ein untotes Wesen. Er trug eine Schürze, als wäre er Metzger - oder Wirt. Und tatsächlich: In der Taverne wurde ein neuer Wirt gesucht. Unsere Heilerin verarztete die Frau und ihr Neffe brachte sie in die Stadt zurück. Er versprach aus lauter Dankbarkeit, uns zu helfen und führte uns bald darauf zur Pilzwiese im Wald. Auch Andere hatten sich angeschlossen, als sie merkten, dass wir zielstrebig unterwegs waren und wahrlich, wir konnten ihre Unterstützung brauchen, denn auf der Lichtung wankten einige bleiche Gestalten mit Ketten und rostigen Schwertern, die sich - als sie uns wahrnahmen - zielstrebig auf uns stürzten. Und da - im Gras halb verborgen - lag der Kelch.
Der Nordländer stürzte sich sofort todesmutig in den Kampf, doch die anderen Kämpfer schienen eingeschüchtert von der Horde Untoter, die auf uns zuwankte. Torm um Hilfe anflehend trat ich ihnen entgegen. Mein heiliges Symbol trieb sie zurück, Torm sei Dank! Da fassten auch die Krieger Mut und die Schlacht begann. Morrigain, Göttin des Kriegs war bei uns. Keiner fiel und die Untoten konnten zurückgeschlagen werden. Ich verarztete die Verwundeten, während der Paladin schon den Kelch zurück ins Dorf brachte und dafür eine Belohnung von dem unechten Priester erhielt, die er an einen der Gefährten weitergab.
Zu unserem Unglück begannen immer mehr Leute zu verschwinden, doch einige von ihnen kehrten in einem Steinkreis auf einem Hügel vor der Stadt zurück und erzählten von Träumen in seltsamen Welten. Sie hatten bei ihrer Rückkehr farbige Steine mit. Ich vermutete, dass dies Seelensteine seien, doch als der Heilerin unserer Gruppe dasselbe geschah und ich ihren Stein untersuchte, stellte ich fest, dass es sich nicht um einen magischen Stein handelte.
Von einem Mann, der in der Nähe der Stadt wohnte und mit dem ich ein interessantes Gespräch über seine Nachforschungen und Studien in dieser Gegend führte, erhielt ich eine Karte der Umgebung. Eingezeichnet waren unter anderem ein Friedhof und ein Punkt, der sich "Totes Kreuz" nannte. Wir beschlossen, uns diese Punkte anzusehen und mit einigen der Krieger machten wir uns auf den Weg. Wir mussten dafür an dem Hochplateau vorbei, auf dem nun fast ständig Kämpfe tobten, denn hier war auch der Steinkreis, in dem die Verschwundenen wieder auftauchten und in dessen Umgebung es von Untoten nur so wimmelte.
Ich sprach einen Segen über die Waffen meiner Gefährten und dann wagten wir den Durchbruch. Der Gefährte des Dunkelelfen hatte sich als Träger meiner Ritualutensilien angeboten und wir hasteten zu dem Kreuz. Die Stelle war verlassen und ich spürte keine negative Aura auf dem Gebiet. Doch da gesellte sich ein in eine Robe gekleideter Mann zu uns, der sich als Schmendrik der Zauberlehrling vorstellte. Im gelang es die Fäden der Macht zu verfolgen, die in der Astralwelt wahrzunehmen sind und er führte uns zu einer Stelle im Wald, gleich hinter dem Friedhof. In einem offenen Grab stießen wir auf die entstellte Leiche einer seit Wochen entführten und vermisst geglaubten Dorfbewohnerin. Mit Schmendriks Hilfe konnte ich die Manafäden wahrnehmen. Sie ballten sich über dem Grab mit so ungeheurer Gewalt, dass mit Angst und Bang wurde. Trotzdem bereitete ich ein Ritual vor, das den Fokus zerstören und das Gelände weihen sollte, so dass keine dieser Untoten wieder auferstehen konnten.
Ich zog meinen Ritualkreis und begann mit der Räucherung. Ich spürte die Verbindung zu Torm und die Energie, die sich um den Kreis sammelte und auf das Böse einwirkte. Dieses schien zu pulsieren, wehrte sich mit aller Kraft und stieß mich dann mit solcher Gewalt zurück, dass ich meterweit zurückgeworfen wurde und der Ritualkreis brach.
Als ich mich wieder gefangen hatte drängten meine Gefährten zum Aufbruch. Wir waren mitten im Wald an der Stelle des Übels und hatten kaum Krieger dabei. Die ersten Zombies kamen uns entgegen gewankt. Mit letzter Not schafften wir es an ihnen vorbei. Wir wollten zurück ins Dorf. Ich hatte vor, mich auf die Suche nach anderen Priestern und Magiegelehrten zu machen, mit deren Hilfe ich das Ritual wiederholen wollte. Doch plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich stürzte zu Boden.
Ich erwachte in einem dunklen Raum. Hinter mir war eine Wand, vor mir öffnete sich ein Durchgang in einen weiteren Raum, dessen Wände mit hunderten von Kerzen gerahmt waren. An der Vorderseite des Raumes stand ein Altar und dahinter das Schrecklichste, was ich je mit eigenen Augen gesehen habe. Ein Dämon, schwarz und groß, mit leuchtend rot glühenden Augen, die wie schwarze Kohlen in einem toten Gesicht zu sitzen schienen, das von zwei riesigen spitzen Hörnern gekrönt war. Es war still. Totenstill. Da tauchte im Raum neben mit die Gestalt einer Frau auf. Sie trug eine große Hellebarde und meinte, sie sei die Schlüsselmeistern und ein Spiel würde nun beginnen. Ich versuchte Torm anzurufen, doch mein Ruf verschallte in der Schwärze der Hölle rings um mich und ich konnte keinen Kontakt herstellen. Sie fegte mein heiliges Symbol mit einem Lachen weg und begann mich zum Altarraum zu drängen. Ich versuchte zurück zu weichen, doch sie drängte mich unerbitterlich weiter. Als ich schließlich gezwungen war, den Raum zu betreten empfingen mich mehrere höllische Gestalten. Riesig, mit fratzenhaften abscheulichen gesichtern und mit Pranken, Krallen und spitzen Waffen. Sie umdrängten mich spöttisch, tranken von meiner Angst. Immer wieder versuchte ich Torm anzurufen, suchte meine Kraft im Glauben. Dann kam ein Mann auf mich zu. Er war in eine graue Kutte gekleidet, deren Kapuze er tief ins Gesicht gezogen hatte und trug einen großen Stab, um den sich eine Schlange wand. Obwohl er nicht groß war, drängt mich seine Aura des Bösen zurück und ließ mich zittern. Mit einer süßlichen Stimme meinte er, er werde jetzt ein Spiel mit mir spielen und ich solle vor Nykoss, seinem Herrn niederknien, dann würde ich vielleicht mein Leben behalten. Ich schloss die Augen, betete verzweifelt und versuchte die Kraft zu fidnen, seinen zwingenden Worten zu widerstehen. Als er merkte, dass ich nicht knieen würde, brüllte er einen Zauber, der mich neiderwarf. Seine Schergen stürzten sich auf mich. Dann ließen sie wieder von mir ab. Doch immer noch gab mir mein Glaube die Kraft zu widerstehen. Ich schleuderte ihnen meine Verachtung entgegen und da begann die Traumwelt zu verblassen und langsam erlangte ich mein Bewusstsein zurück.
Ich erwachte in einem Steinkreis. Als ich mich vorsichtig umblickte, hielt ich den Atem an vor Furcht. Ich war umringt von Untoten, die scheinbar auf meine Ankunft gewartet hatten. Alle Kämpfer waren verschwunden, hatten sich offenbar zurückgezogen. Doch ich spürte wieder die Hand Torms über mir und rief ihn im Gebet um Schutz an. Kurz bevor sie sich auf mich stürzen konnten, sah ich mich plötzlich einem Luftelementar gegenüber, das einen kleinen Gegenstand in meine Hand fallen ließ. Schmendrik, Torm habe ihn gnädig, hatte mir einen Teleport-Spruch geschickt und so gelang es mir, mich den greifenden Armen zu entziehen.
Ich kam gerade rechtzeitig ins Dorf zurück. Der Paladin scharrte die Kämpfer um sich, um die Lichtung auf dem Plateau einzunehmen und zu halten, für den Fall, dass noch mehr Menschen in dem Steinkreis aufwachten. Er wollte mir Zeit schaffen für mein Ritual, doch zu meiner Bestürzung musste ich herausfinden, dass keine Priester in das Dorf gekommen waren. So versammelte ich die Magiekundigen und erklärte ihnen in aller Eile, was ich vor hatte. Im Rücken der Krieger schlichen wir in den Wald zum Friedhof. Auch ein Wandermönch war bei der Gruppe. Er erzählte mir, dass Dämonen nur dort auftauchen, wo großes Unrecht geschehen ist und sie sich kaum vertreiben lassen. Ich verwarf die Hoffnung, dass das Ritual Wirkung haben würde. Willow, eine Träumerin und Waldläuferin hatte inzwischen mehrere der Steine gesammelt. Sie hatte von der Herrin der Schlüssel erfahren und wusste, dass diese Händel abschließen würde im Tausch gegen die Steine.
Ich beschloss mich genauer zu informieren und aus den Schätzen der Bibliothek hatten einige andere Reisende ein Buch der Dämonologie geborgen, in dem wir auch einen Eintrag über Nykoss, den Herrn der Spiele fanden. Er sei in seinem Reich, dem Reich der Träume nicht zu besiegen, sondern müsse herausgelockt werden. Dazu benötigte man aber acht Schlüssel, die zusammengesetzt in einen Schlüsselstein gesetzt werden mussten, mit dessen Hilfe die Pforte zur Traumwelt geöffnet werden konnte. Dazu musste ein Spruch gesprochen werden, der so wie die Schlüssel und der Stein Nykoss und der Herrin der Schlüssel erspielt oder erhandelt werden musste und nur in einem bestimmten Teil der Traumwelt übersetzt werden konnte. Einsatz waren die Steine, die ebenfalls von denTräumern erspielt wurden oder, wenn man höher spielen wollte: Das Leben des Träumers.
Während ich mit einigen Anderen und Schmendrik noch das Buch studierte, machten sich die Träumer auf die Reise, um Steine, Schlüssel und Schriftrolle zu erspielen. Die Krieger bewachten die Schutzlosen und auch ich erhielt meine Leibgarde, denn ich war die Einzige, die das Abschlussritual leiten konnte. So waren mir die Hände gebunden und während die anderen versuchten die Untoten zurück zu schlagen, saß ich am Dorfplatz und lauschte den angereisten Musikern, die trotz der drückenden Stimmung fröhliche Lieder sangen und es tatsächlich schafften, ein wenig Heiterkeit zu verbreiten. Ich war zuvor dem Trunkenbold der Stadt begegnet. Durch einen einfachen Freundschaftszauber hatte ich ihn zu den Schlüsseln befragen können, denn es schien, als sei er durch einen Zufall in seinem Rausch in Nykoss Reich eingedrungen und er hatte einen der Schlüssel an sich gebracht, den er aber wieder an die Schlüsselmeisterin verloren hatte.
Von da an war er allerdings an meiner Seite. Zuerst zeigte er mir die Bibliothek, die wahrlich mit einigen guten Werken bestückt ist. Aber ich hatte nach den Geschehnissen des Tages keine Kraft mehr um zu Lesen und so saßen wir alsbald am Feuer und lauschten Arm in Arm den Musikern. Ohne es zu merkten nahm ich immer wieder einen Schluck aus seiner Flasche, die mit dem stärksten Zeug gefüllt war, das mir je über die Lippen gekommen ist. Erst als der Alkohol zu wirken begann bemerkte ich, was ich getan hatte und hörte bestürzt auf zu trinken. Trotzdem war ich die nächsten Stunden in recht heiterer Laune und torkelte mit dem Trunkenbold umher. Zum Glück sahen mich nur Schmendrik und Willow, die bedacht über meinen Zustand schwiegen. Bis zum Ritual würde ich mich schon erholt haben.
Nach und nach gelang es den Träumern die Schlüssel zu erspielen. Als ich alle zusammen hatte machte ich mich mit Willow an die gefinkelte Aufgabe die einzelnen Teile zusammen zu setzen. Dann hatte der Paladin auch die Schriftrolle ersteigert. Ich betete darum, dass er nicht vor Nykoss knien würde, aber ob er es nicht doch tat, weiß ich nicht.
Schließlich brachen wir spät Nachts auf zum Hochplateau, wo das Ritual stattfinden sollte. Alle Dorfbewohner und Reisenden waren anwesend und umringten mich, als ich begann, den Ritualkreis zu ziehen. Die wenigen Magiebegabten, die anwesen waren stellte ich an die Scheitelpunkte des Ritualkreises. Dann entzündete ich die Kerzen, segnete die Anwesenden und den Kreis und sprach die heiligen Worte. Lange nahm ich mir Zeit die Energien zu sammeln und als ich schließlich den Schlüssel in den Schlüsselstein setzte, spürte ich förmlich die Explosion an Macht, die die Tür zur Traumwelt aufriss und einen Durchgang schuf. Rechts und links des Ritualkreises entzündeten sich Feuersäulen.
Es herrschte gebanntes Schweigen.
In den ersten Minuten waren alle geschockt von dem Bild, das sich uns darbot. Nykoss in all seiner finsteren Größe hatte ein Heer an Untoten um sich gescharrt und erwartete uns zur Endschlacht. Tapfere Männer fielen und rissen Leichen mit sich, die dennoch immer wieder aufstanden, vom Atem des Bösen berührt.
Die Zeit schien still zustehen, eine Ewigkeit tobte der Kampf hin und her und es war schwer zu sagen, wer die Oberhand hatte. Doch schließlich gelang es in einem verzweifelten Ausfall Nykoss zu stürzen und als er gefallen war, war es nicht mehr schwer, die restlichen Untoten dorthin zu schicken, woher sie gekommen waren. Die tobenden Männer und Frauen fielen sich in die Arme, die Heilerinnen versuchten sich um die Verwundeten zu kümmern als die Dorfbewohner und ein Teil der Reisenden sich auf den falschen Priester stürzten, der das Dorf so lange unterdrückt hatte und ihn zu Boden rissen. So würde auch dieses Unrecht gesühnt werden...
[Fotos von mir und Angela Ch. s. Irgendwie Mysterie]
Dienstag, 6. Mai 2008
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