Mittwoch, 30. Juli 2008

Wackelsteinfestival - Wackeln bis die Steine singen

18.-20. Juli, Amaliendorf, Waldviertel.
Tanja, Mama und ich kommen früh an, denn Tanja ist zum Frühdienst um zwei eingeteilt. Wir sitzen noch gemütlich vor dem Auto auf der Wiese. Einige Leute haben bereits ihre Zelte aufgeschlagen. Der erste Eindruck: Neo-Hippies an einem Ort. Lassen wir die 60er Jahren Revival feiern. Oder auch: Sehr ethno :) Aber durchwegs freundliche Menschen und Gesichter, in den typischen Goa und Ethnogewändern, mit Dreads, langen Haaren, (bemalten) VW Bussen, Gitarren und allem was sonst noch dazu gehört. Das Gelänge ist wunderschön. Zeltplatz auf einer großen Wiese. Konzerte mitten in einem lichten Fichtenwald zwischen Farnen und trockenem gelbem Gras und moosüberwachsenen Steinen, um die sich Heidelbeerbüsche ranken.
Wir versuchen unser (ausgeborgtes) Zelt aufzustellen. Verschimmelt. Stinkt wie 300 Jahre alter Käse. Plopp, wer fällt da aus dem Himmel. Jonathan, ein alter Bekannter und siehe da, seine Freundin hat ein Zelt für uns.
Als das Zelt steht, wandere ich ein bisschen durch den Wald. Der Regen überrascht mich böse, aber was solls, bald lacht die Sonne wieder. Schwammerln finde ich auch und sogar Pilze. Horray! Und ein Reh wird aufgestöbert. Sorry.
Um 18:00 Uhr legt die erste Band los. Landor. Vier Südtiroler mit Melodien aus Irland, Schottland, Galizien und der Bretagne. Der Kontrabassist kommt mir auch bekannt vor und tatsächlich stellt sich später heraus, dass ich hier einen Ethnologiekollegen vor mir habe (bin ich froh, dass andere Leute bessere Gesichtergedächtnisse haben als ich). Die Sängerin hat eine sehr liebliche Stimme, die das Publikum begeistert, obwohl mitten im Auftritt der Sound einen Strich durch die Rechnung macht. Und eins sehr fescher Gitarrist ist auch dabei :D
Gefolgt wird die Band von Fei Scho, die mich nicht sehr begeistern können. Dann als letzter Act kommt das Chris Stout Quintett mit Melodeyn von den Schettlandinseln, das neben der Band zwei Hauptdarsteller hat: eine super Harfinistin/Keyborderin und den Geiger und Kopf der Band. Einige Lieder verleiten zum Tanzen, das restliche Repertoire ist sehr melancholisch angehaucht und neben den irischen Einflüssen etwas experimentell. Zwischendurch bin ich etwas eingenickt, aber nun ziehen Tanja und ich zur Bar und quatschen noch mit ein paar Leuten, die wir dort treffen. Der Abend beschließt sich und halb erfrorern kriechen wir schließlich in die Schlafsäcke.

Der nächste Tag beginnt früh, denn die strahlende Sonne auf unserem Zelt lässt mich nicht mehr länger schlafen. Gemeinsam mit Mama, die im Auto geschlafen hat, wandere ich zum Billa und dem Flohmarkt, den die Dorfbewohner dort veranstalten. Nach einem herzhaften Frühstück besucht Tanja einen Gitarreworkshop und Mama und ich gehen Schwammerl suchen und Wackelsteine besichtigen. Wir werden reichlich fündig, was mich überaus begeistert. Leider baue ich meinen zweiten Objektivdeckel auch noch an... :(
Wieder zurück setzen wir uns zu den Musikern auf einen großen Stein und dort wird zusammen improvisiert und musiziert. Wahnsinn! So möcht ich auch mal spielen können, dass ich da einfach einsteigen kann. Flöten, Gitarren, Bajos, Zierharmonika, Geigen und Trommeln, alle klingen zusammen. Und gut!
Dann verschwinden Tanja und ich im Wald um die Aufnahme für Mamas Geburtstag endlich hinter uns zu bringen: Sonnenstrahl von Schandmaul wollen wir ihr singen und der Reproduzierbarkeit wegen aufnehmen. Aber es klappt nicht so ganz.
Am frühen Nachmittag gibt es skandinavischen Tanzunterricht, aber nach zwei Tänzen verabschiede ich mich, um mit Matthias, meinem Ethnologiekollegen ein Pläuschchen zu halten. Vor der Bühne treffe ich auch die Mitglieder Satara und auch vonm Eulenspiel sind bekannte Gesichter da. Witzig, wen man auf so einem Festival alles trifft :)
Das Essen ist übrigens hervorragend! Palatschinken mit Nutelle *schwärm* und selbstgemachter Marillenmarmelade, Falaffel, Gegrilltes, selbstgebackene Kuchen en masse....der Tag bleibt schön und ohne die drohenden Wolken von gestern.
Vor der ersten Band tritt dann noch ein Puppenspieler auf. Ein wirklich beeindruckend gefertigter alter Indianer erzählt mit einer dunklen Stimme einen Schöpfungsmythos und die Geschichte der Beziehung der Menschn zur Natur. Die Mimik der Puppe ist so fesselnd, dass ich wie gebannt dasitze und zuschaue. Andere Puppen vervollständigen das Stück. Farbenpracht, Schauspiel. Kunst. Für mich eines der Highlights des Festivals!
Um 18:00 Uhr geht es los mit Chris Stout solo. Um 20:00 Uhr wird es spannend mit Ballycotton. Fantasyfolk nennen sie ihre Musik und erzählen musikalisch eine Geschichte von einem Helden und einer Elfe. Sehr beschwingt. Wirklich gut zum Anhören! (CD gekauft)
Dann kommt die dänische Band Phoenix, die das erste Mal 100% einheizen. Skandinavische Sprachen sind überhaupt sehr schön anzuhören, die Sängerin ist Wahnsinn! und die Musik reißt mit. Durch das viele Tanzen wird einem auch nicht so schnell kalt. Den Abschluss bilden Nim Sofyan mit mazedonischen, türkischen und griechischen Liedern. Ebenfalls sehr feurig und Alp Boras hat eine traumhafte Stimme. Mit dem letzten Lied bricht dann auch das schlechte Wetter los. Perfektes Timing und toller Tag!
Sonntag Früh ist das Fest für mich leider zu Ende. Mit dem Zug geht es nach Hause, um endlich wieder mal Rollenspielen zu Freunden.
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