Freitag, 19. Juni 2009

Ankunft in Santiago de Chile 17/18.6.2009

Papa und Tanja haben mich am 17. Juni 2009, Tanjas 20. Geburtstag in der Frueh zu Hause abgeholt. Gemeinsam haben wir noch ausgiebigst gefruehstueckt und ein bisschen gefeiert, dann hab ich die letzten Sachen in den Rucksack gepackt und schliesslich gings los Richtung Flughafen. Ein bisschen war ich in Sorge, ob ich eh alles dabei habe, mittlerweile hab ich festgestellt, dass ich ein handtuch vergessen habe, sowie das Schloss und die Gummiringerl, um die David mich gebeten hat. Das Schloss hab ich am Flughafen bekommen, das Handtuch hier, die Gummiringerl....na ja, die werden wohl nicht so essentiell sein.

Am Flughafen gab es dann eine letzte Aufregung in Oesterreich. Moeglichst lange bin ich bei meinen zwei lieben Begleitern geblieben. Dann hat Papa fuer Mama mit Mamas Fotoapparat ein Foto von Tanja und mir gemacht und um beide Haende frei zu haben seinen Schluessel auf meinen Rucksack gelegt. Alsdann bin ich zu meinem Gate geeilt, da schon knapp bei Zeit und als ich es mir vor B31 gemuetlich machen will, stelle ich fest, dass da ein fremder Schluessel auf meinem Rucksack liegt. Also zurueck hasten, beim Auto sind die beiden nicht, wieder hinein, ausrufen lassen, Schluessel uebergeben, durchgeschwitzt zum Gate zurueck hasten um fest zu stellen, dass der Flug eine dreiviertel Stunde verspaetet ist :)
Die Fluege waren dafuer allesamt sehr angenehm. In Frankfurt steige ich dann das erste Mal in einen Airbus oder wie das Ding heisst. Zwei Plaetze am Fenster, vier in der Mitte. Hui. Alle Sitze mit eigenem Fernseher. Und ich habe Glueck. Der Chilene, der in Madrid neben mir Platz nimmt (er fragt mich in holprigem Englischspanisch was ich in Chile will, wenn ich kein Spanisch kann), siedelt zu Frau und Tochter um und ich habe als einziger Passagier im Flugzeug das Privileg, einen freien Platz neben mir zu haben, sodass ich mich zusammenrollen und liegend schlafen kann. Herrlich.
Das Essen ist auch gut und die Filme auch. Gran Torino und Last chance Harvey oder so. Ersterer v.a. auf den Punkt gebrachte Selbstjustiz der Amis mit einem hervorragend spielenden und regissierenden Clint Eastwood als Hauptdarsteller.

Der Flug verlaeuft sehr ruhig bis auf ein paar kleinere Turbulenzen. Am Abend kann man einen glutroten Sonnenuntergang sehen, der das ganze Flugzeug rot erstrahlen laesst. Dann wird es dunkel. Als ich einmal zufaellig aus dem Fenster schaue (unter uns schwarzer Atlantik), sehe ich eine Sternschnuppe vorbei zischen. Dann beginnt der Horizont sich wieder rot zu faerben. Bevor jedoch die Sonne hervor kommt, tauchen wir in dichten Nebel ein und das Naechste, das man sehen kann sind aus der noch-Schwaerze des tiefen Landes unter uns die weissen Gipfel der Anden, die sich majestaetisch vor einem blaugrauen Himmel emporheben. Ehrfurchterregend.
Ganz wohl fuehle ich mich nicht im Umgang mit den ausschliesslich lateinamerikanischen Leuten um mich herum. Ich habe ein bisschen das Gefuehl schief angeschaut zu werden, weil ich fremd bin und offensichtlich die Sprache nicht spreche. Als einzige bestelle ich immer wieder auf Englisch. Am Flughafen werde ich gleich von einem Hund wild beschueffelt und muss Papiere ausfuellen und meine mitgebrachte Semmel abgeben. Einfuhr nicht erlaubt. Hui, da wird einem ein bissi anders, wenn die Beamten alle so streng schaun und Dich wie zielgerichtet aus einer Menge herauspicken um Dich zu filzen.
Danach 100 Taxler, die sich anbiedern. Am Geldautomaten stelle ich fest, dass meine Kreditkarte nicht funktioniert. Ein Polizist hilft mir bei der Eingabe, bleibt aber penetrant nahe. In meinem Misstrauen kommt mir das ganz seltsam vor, aber er ist offensichtlich dann doch einfach nur freundlich. Im Bus in die Stadt, den ich dann Gott sei Dank ganz schnell und problemlos finde, treffe ich dann zufaellig einen Deutschen, Axel, der beruflich da ist. Wir unterhalten uns auf Deutsch und langsam aklimatisiere ich mich und kann mich etwas entspannen. Im Bus lasse ich dann auch meine Anspannung zurueck. Vielleicht fuehle ich mich deshalb so unwohl, weil ich alle nur mit Misstrauen beaeuge. Wir trinken noch beim MacDonalds am Hauptbahnhof einen Kaffee. Der Hauptbahnhof ist uebrigens ein wunderschoener Bau. Kolonial, elegant. Daneben die winzigen Shops und kleine ein wenig heruntergekommene Haueser. Ein staendiger Kontrast. Langsam kommen auch Leute auf die bislang leeren Strassen. Es geht auf neun Uhr vormittag zu.

Nach dem Kaffee verabschiede ich mich, um mal mein Gepaeck ins Hotel zu bringen. Die Metro (erinnert an die in Paris und ist superschnell und faert auch alle 2 Minuten) bringt mich in kurzer Zeit nach Manuel Montt im Viertel Barrio Suecia, wo ich das von David empfohlene "House Santiago" in der Strasse DoctorManuel Barros Borgoño 199 (sehr empfehlenswert) schnell finde und mich wieder freue ueber die nette und perfekt engisch sprechende Argentinierin, die das Hostel fuehrt. Ich bekomme allein ein Vierbettzimmer, wo ich mich fuer eine Stunde aufs Ohr lege, bevor ich mit leichtem Gepaeck in die Stadt aufbreche. Internet gibts auch, da kann ich meinen Lieben bescheid geben, dass es mir gut geht. Ein wenig einsam ist es schon in der Fremde, so weit von allen und allem entfernt, die/ das man kennt und liebt.

Zu Mittag mache ich mich dann auf um ein wenig die Stadt zu erkunden. Im Viertel Suecia finde ich ein kleines Sushi Lokal, wo ich ein Mittagsmenu um 3 Euro bestelle. Auf Spanisch. Ola. Ueberzeugt zwar nicht, ist aber ok.
Dann fahre ich mit der Metro zur Universidad de Chile. So heisst zumindest die Station (die uebrigens super toll und riesig gemalt ist), die Uni hab ich nicht erspaeht. Dafuer eine Strasse Nueva York, in der die Leute stroemen und an deren Ende ein Hochhaus aufragt. Das Wetter ist grau und kalt, die warme Sporthose genau richtig um mich schoen warm zu halten. Ich gelange in eine Einkaufsstrasse, in der sich 100te Menschen tummeln. Ich lasse mich mittreiben auf der Suche nach einem Geschaeft in dem ich mir ein Handtuch zulegen kann, dass ich endlich unter die Dusche komme. Am Strassenrand sitzen alte Frauen und Maenner, die allen moeglichen Ramsch anbieten. Alte Frauen, die meine Grossmuetter sein koennten hocken den ganzen Tag auf der Strasse um fuer wenige Pesos (bei uns nur Cent) Muetzen, Ohrschuetzer, Lufballons oder Schmuck zu verkaufen. Hunde liegen zusammegerollt herum, Muetter haben ihre Kinder in dicke Decken gewickelt und tragen sie mit sich herum. Auf einem grossen Platz (Plaza de Armas), dessen Rand eine Kirche (Catedral de Santiago vermutlich) und ein anders beeindruckendes Gebaeude (Nationalmuseum) zieren, verdienen sich Maler und Clowns ihr Geld, waehrend alte Maenner unter einem Pavillion sitzen und Schach spielen.
Als ich ein wenig weiter gehe ist urploetzlich die relativ feine Einkaufsstrasse zu Ende, die Haeuser werden kleiner, die Geschaefte kleiner, billiger, die Leute aermer. Schliesslich sind es nur mehr Staende bzw eine grosse Markthalle, in der sich dicht an dicht Staende draengen und Obst und Gewand und Koerbe und Kuechengeraete verkauft werden. Wie ein grosser Basar. Auf der anderen Seite der Halle sitzen Leute am Strassenrand, Fahrradtransporter werden vorbei geradelt, Hunde streunen herum, die Strassen sind etwas verdreckter. Ich finde meinen Weg rasch zurueck auf bevoelkertere Strassen auf denen ich weniger auffalle. Ich merke, dass ich muede werde. Im Supermarkt besorge ich mir noch Abendessen, dann mache ich mich auf den Heimweg, um den Tag wohlverdient mit einer zugegeben nur lau- aber zumindest warmen Dusche und dem Schreiben dieses Berichts zu beschliessen.
Mehr Fotos: Picasa-Webalbum

1 Kommentar:

TheLemming hat gesagt…

Na hey, das klingt doch sehr ereignisreich und interessant.
Leider funktionieren (zumindest bei mir grad) die Bilder nicht. Aber ich bin schon gespannt auf Deinen nächsten Bericht aus der anderen Hälfte der Welt.