Sonntag, 6. Februar 2011

Erste Eindruecke aus Asien

Donnerstag Abend oder besser gesagt: Donnerstag Nachmittag. Die letzten Sachen sind gepackt, als Mama und Tanja mich puenktlich um vier aufklauben, um ja rechtzeitig fuer den Abflug um sieben am Flughafen zu sein ;) Noch sind Herz und Verstand in Oesterreich, die Vorstellung, dass ich bald bei ueber 30 Grad in der Sonne sitzt ist schwer zu realisieren.
Am Flughafen treffen wir bald auf Katharina, die auch gekommen ist, um sich zu verabschieden und noch gemeinsam bei einem Cafe ueber das Flugfeld zu schauen. Heimatnostalgie, Fernweh, Abschiedsschmerz.
In der letzten Minute verabschieden wir uns und marschieren zum Lufthansa Boarding nach Frankfurt. Fuer mich beginnt die Reise sowieso erst, wenn wir dann im Flieger nach HCMC sitzen. Gemuetlich plaudernd vergeht rasch die Zeit, auch der Frankfurt verfliegt im Nu beim Studium des Reisefuehrers und den letzten Plaenen und Vorbereitungen.
Lufthansa Ausstattung und Verpflegung enttaeuscht, dafuer vergeht der Flug angenehm schnell und nach etwas Schlaf landen wir auch schon in Bangkok, wo wir einen kurzen Aufenthalt haben, den wir gleich zum `Heimschreiben`nutzen. DerFlughafen in Bangkok ist definitiv der schoenste, den ich bisher gesehen habe. Alles voller Glasscheiben, interessante Glaskonstruktionen und haufenweise echt Blumen und Springbrunnen ueberall. Und es ist heiss.

Die Hitze bzw. eingentlich mehr feuchte Schwuele empfaengt uns auch in HCMC, wo wir zuerst einige Zeit auf unser Visum warten muessen, dann nach unserem Gepaeck suchen muessen, aber schliesslich und sogar mit einheimischer Waehrung vor dem Flughafen stehen. Mit zwei deutschen Urlaubermaedls teilen wir uns ein Taxi in die Stadt. Waehrend die beiden routinierten Strand-Chiquas sich ueber den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen, kleben Tanja und ich an der Fensterscheibe des Autos. Ueberall Reklame, riesengross und hell gegen die blaue Nacht und zigtausende Mopeds, beladen mit allem was man sich vorstellen kann, in erster Linie Menschen und zwar bis zu sechs auf einem Moped, exklusive Hund. Viele wunderschoene Menschen, die mich auf den ersten Blick verzaubern. Aber das Tempo!!! Alle haben sie ihre Motos super im Griff, aber es geht dahin mit einer rasanten Geschwindigkeit, wild durcheinander oder sogar gegen den Verkehr. Das Gehupte ist bisweilen ohrenbetaeubend und, so koennen wir bald feststellen, gehoert zur Laermkulisse der Stadt wie das Huhn zum Ei.

Im Backpackerviertel werden wir abgesetzt und sitzen eine Zeit lang etwas ueberfordert und staunend auf einem Randstein und fragen uns, wie wir uns hier zurechtfinden sollen. Lange muessen wir da nicht so verloren stehen. Zwei Leute sprechen uns schon in der ersten Minute an und innerhalb von 10 Minuten sind wir in einem guenstigen Hostel untergebracht, haben unser Gepaeck im klimatisierten Zimmer verstaut und schnauffen einmal durch. Nach einer kurzen Ruhepause wagen wir uns wieder auf die Strasse, deren Ueberquerung eine Sache fuer sich ist. Ueberall Touris, Shops mit Ethnosachen, Gewand, Schmuck, Taschen, etc. und viele kleine Strassenlokale und Travel Agencies. In einem Lokal mit offener, sehr kultiger, Kueche, essen wir unsere erste Nudelsuppe, die schon mal hervorragend ist, dann schaun wir, dass wir ins Bett kommen, Jetlag ausschlafen.

Der naechste Tag beginnt faul. Irgendwann um elf schlendern wir ueber die im Tageslicht ganz anders wirkende Seitenstrasse. Ueberall vor den Haeusern die Schuhe, weil man mit Schuhen nicht ueber die Schwelle treten sollte. Strassenverkaeufer bieten alles moegliche essbare an, unter anderem frischgepresste Fruchtsaefte, die herrlich schmecken und einen Spottpreis kosten. Dennoch geht es zoegerlich weiter. Wir sind wohl beide etwas verschuechtert vom Temp der Stadt und so dass jeder Englisch spricht, ist es auch nicht. Immer wieder versuchen wir uns mit Haenden und Fuessen zu verstaendigen, was gar nicht so leicht ist, denn das Redetempo der Vietnamesen ist so schnell, dass jede Koerpersprache dazu unmoeglich zu lesen ist. Nur das entweder freundliche Nicken oder ungeduldige Kopfschuetteln am Schluss gibt einem Aufschluss darueber, was das Gegenueber wohl gerade von einem halten koennte.

Per pedes schlendern wir richtung Benthan Market, dem groessten Markt der Stadt, den wir schaffen zu uebersehen. Dafuer landen wir auf einem breiten und toll dekorierten Boulevard, den wir mitsamt den anderen Touristenmassen hinunter zum Flussufer stroemen. Breit, braun und dreckig. Obwohl die Distanz nur kurz war, sind wir schon ermuedet und von der Hitze ziemlich erdrueckt. Der Strand lockt schon sehr und doch ist es noch so lange bis dahin. Mit einem Fahrradtaxi gondeln wir ueber die quirrligen Strassen zurueck zum Hotel. Eine kurze Diskussion, als uns der Fahrer uebers Ohr haun will, dann eintauchen in die angenehme Kuehle des Hotels.

Am fruehen Nachmittag packt uns dann die Unruhe. Busse nach Chau Doc, unsere naechste Destinantion, gehen von der Mien Tay Station, die 10km suedlich von HCMC liegt. Laut Reisefuehrer koennen wir die oeffentlichen Busse benutzen, die Zeiten, wo dies gefaehrlich war, sollen vorbei sein. Trotzdem haben wohl die Travel Agencies, die Tickets um mehr als das Doppelte vom regulaeren Preis verkaufen, die Oberhand gewonnen. Tanja und ich sind die einzigen Europaeer im Stadtbus, dann im Ueberlandbus nach Chau Doc. Etwas befremdlich, v.a. da mit vielen neugierigen Blicken nicht gespart wird und wir anscheinend eine richtige Attraktion sind.

Auf jeden Fall verlauft jede Kommunikation nach einem Ratespiel ab und das in einem Affentempo. Kaum kommen wir an der Main Station an, werden wir von irgendwem zum Hauptschalter geleitet, wo uns eine Ticketverkaeuferin zwei Tickets nach Chau Doc verkauft, ein anderer Typ weiterbringt zu einem Bus, der innerhalb von fuenf Minten aufbricht, waehrend wir noch schnauffend und schwitzend in den Plastiksitzen kleben.

Die Strassen sind aber soweit sehr gut und es geht flott voran. Begleitet wird die Reise auch ausserhalb der Statdt von staendigem Gehupe und mit vietnamesischen Serien, in denen sich eine Frau und ein Mann kreischend bekaempfen, dazwischen gemeinsam singen und sich anschmachten, mehr im Stile von Bollywood und unendlich lange, sicher sterbenslangweilige Dialoge fuehren. Auch in einer wahnsinns Lautstaerke. Man gewoehnt sich an die Laermkulisse, man faengt sogar an, Dialoge dazu zu erfinden.

Durch die Busfahrt sehen wir das erste Mal etwas vom Land. Saftige gruene Reisfelder, am Strassenrand, der Verkehrsader, Villen im Kolonialstil neben Baracken aus Holz, Schilf und Bambus. Jeder, der kann, verkauft irgendwas, alle Haeuser sind extrem schmal, sodass jeder einen Zugang zur Strasse hat. Dafuer ziehen sich die Haeuser weit nach hinten. Autos sieht man wenige, wenn dann Minibusse und natuerlich die vielen vielen Motorraeder und am Land dann immer mehr auch Fahrraeder. Wir fahren am Mekong entlang, ueberqueren immer wieder Nebenarme. Am Wasser Boote. Gross, klein, beladen, unbeladen. Eifriger Verkehr wie auf der Strasse. Und der Fluss an den breitesten Stellen so breit, dass man meint, vor einem riesigen See zu stehen. Die Sonne versinkt rot im Wasser und schnell, viel zu schnell wird es dunkel.

Gegen zehn kommen wir in Chau Doc an. Der Busfahrer hat versucht, herauszufinden, wo er uns raus lassen soll und nach etwas raetseln sind wir sogar drauf gekommen, was er von uns will. Eifrig nickende Vietnamesen im ganzen Bus, die sich freuen, als wir die Adresse eines Hotels zum Fahrer bringen.

Ein Fahrradtaxi bringt uns dann schwer beladen durch dunkle Gassen durch die Stadt. Etwas spooky, weil nirgendwo Europaer zu sehen, immer noch nicht und die Gassen immer enger und unbelebter werden. Doch sicher kommen wir im Hotel an, bekommen ein Zimmer und im Restaurant am Fluss sogar ein echt gutes Essen, Basic, Reis mit Huhn, aber super gut. Auch das Boot nach Pnomh Penh koennen wir direkt im Hotel buchen. Fein fein.

Und damit bin ich beim heutigen Tag gelandet. Frueh stehen wir auf uns spazieren die Strasse vor dem Hotel hinunter. Dutzende Frauen verkaufen Suppe und bei einer davon setzen wir uns auf zwei niedrige Schemel und schluerfen Suppe zum Fruehstueck. Dann holen uns auch schon zwei junge Burschen auf Mopeds ab und beladen mit saemtlichem Gepaeck wackeln wir zum Ablegeplatz unseres Bootes.

Das ist wieder touristisch, wie es besser nicht geht. Voller Europaeer, ueber die ich mich zuerst noch freue, aber nach den ersten zehn Minten schon aergere, weil sie nichts anderes tun, als ueber Land, Leute und Travel Agencies zu raunzen, als waeren sie extra deswegen zusammengetroffen. Und das gerade in der ersten Stunde der Fahrt, die eigentlich die schoenste ist, denn es geht vorbei an Hausbooten, auf denen man die Leute sieht, wie sie ihrem taeglichen Leben nachgehen: Waesche waschen, baden, zusammensitzen, schlafen, spielen, fischen, Boote warten, Tiere hueten, etc. Trotz der aermlichen Verhaeltnisse lachen die Leute und winken, wenn sie uns sehen. Eine angenehme und entspannte Fahrt, die leider frueh endet, weil aufgrund des Neujahrsfestes, das am 3.2. war, noch keine Boote in Kambodscha fahren und wir daher an der Grenze in den Bus umsteigen muessen.

Das Visa erweist sich als unproblematisch, der Minibus, in den sie uns fuer die naechsten drei Stunden Fahrt einpferchen ist ein anderes Kapitel. Verstaubt, verschwitzt und erschoepft erreichen wir am fruehen Nachmittag Pnomh Penh, Kambodschas Hauptstadt, die sofort einladender und uebersichtlicher wirkt, als HCMC. Das Hotel, das Lonely Planet empfiehlt ist leider ausgebucht, aber es ist nicht schwer, hier was zu finden, auch wenn es jetzt nicht die Backpacker-Zusammentreff-Location geworden ist. Dafuer direkt mit Blick auf die Spitzen des Koenigspalastes, der gegenueber in voller Pracht prunkt und mit den verzierten, geschwungenen Daechern einen tollen Anblick bietet.

Staub runter waschen und ab zum Flussufer, wo wir gemuetlich in einer Starndbar versumpern, bevor wir unsere Weiterfahrt morgen nach Siem Reap organisieren und bei Einbruch der Daemmerung noch einen Tempel besichtigen. Ein aelterer Moench bittet uns herein. Die anderen Besucher haben sich wohl schon in die Hotels zurueckgezogen. In einer kleinen Kammer vor einer goldenen Buddhastatue spricht der Moench Gebete fuer uns und betraeufelt uns mit Weihwasser. Ich hoffe, er hat uns was ordentliches gewuenscht. Am einheimischen Markt, auf den wir uns danach verirren, sind wir wieder die einzigen Europaeer, aber der Anblick lohnt. Fruechte, Fleisch, Obst, Fisch, Gewand, alles kann man im Menschengewusel erstehen. Zwischen den dichtgedraengten Menschen auch noch Mopeds, die sich hupend Weg verschaffen. Fuer ein fruchtiges Abendessen ist gesorgt.

So und jetzt wird es Zeit, die Moskitos und die Hitze hier am PC zu fluechten und eine kalte Dusche zu nehmen :)