Samstag, 15. Januar 2011

Freitag Nächte

4:23 Uhr. Ungewöhliche Zeit Freitag Nacht bzw. Samstag Früh nach Hause zu kommen. Und wieder ein Abend mehr im Sammelsurium der Kuriositäten. Da wagt man sich nach 1,5 Jahren Beziehung und weiteren 1,5 Jahren ausschließlich schwarze Feste, die ja eine Sache für sich sind, in einen scheinbar "normalen" alltagsmenschentauglichen Club und dann sind die Situationen, die sich da ergeben absurder, als so mancher subkulturelle Abend.

23:00 Uhr Ankunft mit dem Vienna-Citybike, das leider keine Gangschaltung besitzt. Blöde Kommentare, noch blödere Blicke von den Türstehern. Rad wegbringen. Rein in den Club ohne zu zahlen, weil die keinen 100 Euro Schein wechseln können. Blöd für sie.
Unten dann verzweifelt trinkende Menschen, die sich in einem kleinen Raum scharren, trinken, um die Langweile zu vertreiben und warten, dass um 24:00 Uhr die Tür in den großen Raum aufgeht. Von der Mitt-Vierzigerin im Pelzmantel und in Highheels, bis zum 70-Jährigen Börsenmarkler scheint sich alles versammelt zu haben. Letzteres in erster Linie starrend. Zwei pummelige Frauen in Schwarz schieben ihre beleibten Körper vor uns auf und ab und johlen, wenn sie meinen, einen Song zu erkennen.

Kaum öffnen sich die Pforten, strömt die Masse "nach drüben". Die Raucher freuen sich. Abgelutschte Rockmusik, 80er Schnulzen und dazwischen ein bisschen Rammstein und NIN. Offensichtlich sind damit alle Geschmäcker bestens getroffen. Jeder findet sich was.
Einige wenige Highlights laden sogar zum tanzen auf dem bald überfüllten, stickigen und heißen Floor ein.

In einer kurzer Verschnauffpause kommt ein festerer, aber gut gekleideter Typ auf mich zu. Excusez-moi zu Sarah, die er mitten im Satz unterbricht. Er wolle nicht lange stören, sei gleich wieder weg, aber er müsse loswerden, ich tanze wunderbar. So versunken. Und diese 10-Loch Lack-Martens. Wunderwunderhübsch. Ein hingerissener tiefer Blick, als warte er auf eine Einladung doch noch länger sitzen bleiben zu dürfen. Ob ich öfter hier sei?, lenkt er dann von der Tatsache ab, dass er doch noch nicht wieder weg ist. Und ob es erlaubt sei - natürlich aus der Ferne - meinen Anblick zu genießen? Was soll man dazu sagen?

Etwas später am Abend, mein "sympathischer Freund" von letzter Woche, der beim letzten Treffen in seinem mittlerweile schwer fixierten Gehabe meinte, er wäre "so aggressiv", ob er meinem Begleiter, auf den ich ihn freundlich hingewiesen hatte, "eine reinhaun" dürfe. Gut zureden, anschreien und zum Teufel wünschen hatte nicht geholfen, er musste tatsächlich einen Seitenhieb loswerden, an den er sich angeblich nicht mehr erinnern könne. Nun darauf wurde er jetzt hingewiesen. Aber ich sei so schön. Und es tue ihm leid. Er sei normalerweise gar nicht so. Und sei Sarah nicht vielleicht an seinem Freund interessiert? Dieser Eine, mittlerweile grölend und taumelnd auf der Tanzfläche; einer dieser Anblicke, die man am Liebsten so schnell wie möglich wieder vergisst.

Gleich daneben zwei Holzfäller. Gerade eben gekommen, stehen sie mit ihren karierten Hemden am Rand und schaffen es dort, sich innerhalb einer Stunde besinnungslos zu trinken. Zwei tollpatschig wirkende, freundlich-uninteressante Typen deviennent rapidement zwei pöbelnde Taumler, die ihre Blicke leider nicht von uns lassen können und irgendwie immer in unserer Nähe sind.

Beim Raumwechsel eine unfreiwillige Kollision mit einer finster blickenden Riesenblondine, die mir nachschreit und mich sofort anrempelt, als hätte ich gerade ihr Schoßhündchen totgetreten. Es tut mir leid, zu wenig Platz? Zu viel Leut auf zu engem Raum? Sie schnippt mir ins Gesicht und faucht mich nieder. Wo bin ich da gelandet?

Ablenken. Tanzen. Entspannen. Wieder Monsieur Excusez-moi. Wunderwunderhübsch. Schmacht. Während ein anderer Typ versucht, sich von hinten an mir zu reiben und Sarah versucht, im Tanz die Welt rundherum auszublenden. Und dann noch mein "sympathischer Freund", der mich in der mittlerweile üblich gewordenen 3-Sekunden Kommunikation zu einem Skiwochenende in den Bergen einlädt. Manchmal weiß man, wann der Abend zu Ende geht. Der Türsteher mit seinen blöden Kommentaren zum Abschied und das Vienna-Citybike ohne Gangschaltung am Heimweg sind die beste Bestätigung.

Ich denke, ich werde wieder zu den normaleren, angenehmeren Subkulturabenden wechseln :)

Highlight des Abends: