Montag, 20. Juli 2009

Peru

Schon nach wenigen Minuten Fahrt, waehrend der rechts von uns die Sonne kitschig im See unterging, erreichten wir die peruanische Grenze. Stempel und Kontrollen, dann durften wir rasch und unkompliziert passieren. In einem gemuetlichen Bus (das erste Mal seit Langem funktionierte die Toilette wieder) ging die Reise weiter. Wir hatten Peru erreicht. Eigentlich sollte ich hier "Back to Civilisation" schreiben. Juchhuu!!!!

In Puno gab es dann einen kurzen Zwischenstopp. Schon begannen wir zu bangen, da die Busfahrer begannen irgendwas im krachenden Getriebe zu fuhrwerken und sie waren dabei offensichtlich nicht sehr erfolgreich. Schlieslich ging die Fahrt dann aber doch weiter und verlief groesstenteils unspektakulaer.

Frueh a naechsten morgen, frueher als nach Fahrplan, kamen wir dann in Cusco an. EIn voellig ueberteuertest Taxi (wir hatten es noch nicht geschafft, den Wechselkurs zu erkunden und hatten keine Ahnung von den hiesigen Preisen; spaeter sollten wir feststellen, dass wir ungefaher das 10fache vom Normalpreis bezahlt hatten) brachte uns zum hiesigen Loki-Hostal. Dort bekamen wir gleich ein Zimmer und alles waere eigentlich wunderbar gewesen, nur dann begann die naechste Probe dieser Reise.

David war schon die ganze Reise schlecht gewesen und jetzt artete das ganze darin aus, dass er sich ununterbrochen uebergeben musste und schliesslich die Aerztin kommen musste, die ihn sofort is Spital ueberwies, weil er keine Medikamente mehr schucken konnte. Und so fuhren wir in die Clinica Paredes, die uns wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. David wurde sofort an den Katheter gehaengt. Dann wurden Proben gemacht, bei uns beiden, weils auch mir nicht so besonders gut ging mit der Verdauung.

Nachdem David erstversorgt war, machte ich mich auf den Rueckweg ins Hostel, um Sachen zu holen, unseren Inkatrail endgueltig abzusagen, die Familie zu informieren und dem Hostel bescheid zu sagen. Dann wieder zurueck ins Spital.

Am Nachmittag verliess ich den schlafenden David fuer ein paar Stunden, um durch die Stadt zu spazieren, die mich sofort fesselte und in ihren Bann schlug. Eine sehr gepflegte Innenstadt, mit vilen kleinen Geschaeften. Viele gross angelegte, gepflasterte, wunderschoene Plaetze mit prunkvollen Gebaeuden und alten Kirchen rundherum. Alles sehr offen, sodass man nicht das beengenden gedraengte Gefuehl hat, wie bei den meiste Staedten, die ich bisher gesehene hatte. In einem israelischen Baegel-Restaurant ass ich einen super guten Tunfischsalat, dann inspizierte ich eine Reihe von Shops rund um die Plaza de Armas, dem Hauptplatz der Stadt, die frueher die Hauptstadt der Inka war, von den spanischen Kolonialherren aber voellig zerstoert wurde. In einem netten Goageschaeft verweilte ich dann laenger und fand auch ein sehr nettes Geschenk fuer meine kleine Schwester :)

Zurueck im Spital sollte ich die Diagnose erfahren: Salmonellenvergiftung. David hatte es ziemlich schlimm erwischt, mein Immunsystem konnte offenbar besser mit den Parasiten umgehen, aber auch ich hatte was abbekommen. Scheisse! Ausserdem meinte die Aerztin, dass mein Bein sich wohl entzunden haben muesse, weil sonst muesste es schon wieder gut sein. Sie verschrieb mir neben den Antibiotika also auch gleich entzuendungshemmende Medikamente. David ging es den Rest des Abends noch ziemlich bescheiden und wir verbrachten die Zeit quatschend und vor dem Fernseher, bis wir dann endlich schlafen konnten.

Mein mir freundlicherweise zur Verfuegung gestelltes Krankenhausbett war ein Horror. Neben mir lag David in einem halbwegs modernen Bett mit weicher Matratze und Hoehenverstellung. Offenbar das einzige gute Bett, das sich das Krnakenhaus leisten konnte, weil meines bestand aus zusammengenagelten Holzbrettern und einer millimeterduennen Matratze. Aber was solls. Am naechsten Morgen ging es David Gott sei Dank viel besser. Trotzdem verordnete die Aerztin noch einen weiteren Tag im Spital.

Untertags machte ich mich wieder fuer ein paar Stunden auf in die Stadt. Wieder verbrache ich viel Zeit mit Geschneke besorgen. Ich spazierte ueber eine Reihe schoener Plaetze und durch den Mercado Central. Mittlerweile habe ich kein unangenehmes Gefuehl mehr, als europaeische Touristin durch die Stadt zu gehen und fuehle mich eigentlich sehr wohl. Cusco ist aber auch wirklich sehr touristisch muss man dazusagen. Wohl die touristischste Stadt, die ich bisher gesehen habe und das ist sie auch wert. Eine Perle :)

Am Abend fand ich ein nettes Shanghai Restaurant, wo ich eine super Wantan-Suppe bekam, dann gings wieder zurueck ins Spital, wo David sich die Zeit mit Lesen und Fernsehen vertrieben hatte.

Am naechsten Morgen schliesslich wurde David entlassen. Wir fuhren gemeinsam ins Hostel zurueck, wo wir die letzten Punkte fuer unseren nunmehr geplanten Zweitagestrip nach Machupicchu organisierten, sowie die Busfahrt nach Lima. Dann machten wir uns zu zweit auf in die Stadt, wo wir von der Plaza de Armas ausgehend einen Hang hinaufmarschierten, der von Shops und netten kleinen Haeusern gesaeumt ist. In einem netten Cafe mit Terasse und Blick auf die schaermenden Touristen tranken wir Tee, dann war David ein wenig erschoepft, weshalb wir uns auf den Rueckweg ins Hostel machten, wo wir am Barbecue teilnahmen und uns dann Transformers 1 anschauten.

Die Nacht verlief unruhig, weil der Grossteil der im Hostel beherbergten Touristen feiernd an der Bar verbrachte und immer wieder laermend in den Schlafraum stuermte. Dann war es aber doch 6:20 und wir quaelten uns aus dem Bett um auf unseren Pick-up zu warten.

Mit dem Bus wurden wir zu einem Bahnhof chaffiert, dort stiegen wir in den Zug um, der angeblich in britischen Haenden und daher sehr teuer ist. Der Zug war voll bis auf den letzten Platz. Die Sitze so eng, dass man mit den Beinen des Gegenueber kuscheln konnte, die Gleise so schlecht, dass der ganze Zug staendig wild hin und her schwankte. Aber trotzdem gemuetlich und eine lustige Fahrt. Gegen Mittag kamen wir in Aguas Calientes an, wo uns schon ein Guide erwartete, der uns zum Hotel brachte. Nach einer Beschwerde ob des Zimmer im Erdgeschoss ohne Fenster bekamen wir ein wirklich nettes Zimmer im ersten Stock mit Blick auf den rauschenden Urubambafluss. Sehr sehr nett. Nachdem wir es uns gemuetlich gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg um Aguas Calientes (heisses Wasser) zu erforschen. Ein hauptsaechlich touristisch gepraegter Ort (was in Suedamerika aber durchaus von Vorteil ist, weil es dann meist sehr sehr nette Cafes und Restaurants, Shops und nettere Haeuser gibt), klein und ueberschaubar. Die Restaurants haben Keiler, die einen mit uten Angeboten ins Restaurant locken wollen. In einem dieser Restaurants fanden wir uns dann auch wieder. Ich war recht zickig gestimmt und schickte meine Spaghetti gleich einmal zurueck, weil sie nicht meinen Vorstellungen entsprachen. David rollte nur mehr die Augen.

Nach ein wenig einkaufen gings mir dann wieder besser :) Viele Geschenke dieser Tage und Aguas Calientes eignet sich mit dem riesigen Markt voller Standln und Shops super zum Einkaufen! Inkahauben, Schals, Socken, Pullis, Ponchos, Taschen, Schmuck zum Umfallen.

Relativ frueh waren wir dann wieder im Hotel. David legte sich ein bisschen aufs Ohr, da er immer noch leicht zu erschoepfen war, waehrend ich mich daran machte zu erkunden, wie ich ans Flussufer hinunter kaeme, das von riesigen Steinen gespickt ist, die sich wunderbar dazu eignen, sich darauf zu sonnen und die Beine ins Wasser zu strecken. Nach ein wenig Herumklettern fand ich mich dann auf einem komfortablen Stein wieder, wo ich die naechsten Stunden doesend verbrachte. Am Abend schledenrten wir wieder durch Aguas Calientes auf der Suche nach einem netten Cafe. Stattdessen fanden wir ein Luxushotel, das supernett zwischen den Baeumen versteckt angelegt ist. Mit kleinen Wegen, die die einzelnen weiss getuenchten Haeuschen verbinden. Dazwischen ein Pool und eine Sitzecke.

Am naechsten Tag in der Frueh um sieben Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bus nach Machupicchu. Wir ergatterten die etzten zwei Plaetze und schon ging es den Berg hinauf. Aguas Calientes liegt in einem Tal auf ca. 2.200 Metern. Rundherum ragen steile Berge auf. Steil. Wirklich steil, fast senkrecht. Wie man da raufkommt ist mir zT ein Raetsel. Bewchsen sind die Haenge mit dichtem Wald. Hochlandtropen genannt. Wunderschoen. In engen Serpentinen kaempfte sich der kleine Bus also die 400 Meter nach oben, bis wir schliesslich vor einem Gebeaude hielten. Eine lange Schlange Touristen wartete schon vor dem Eingang. Nach etwas Wartezeit durften wir dann auch passieren und spazierten den Weg weiter, bis wir durch ein Eingangshaeushen aus Stein unvermittelt einen Blick ueber das unter uns ausgebreitete Machupicchu hatten Wahnsinn. Ueber ein ganzes Hochplateau erstrecken sich die steinernen Ueberreste einer untergegangenen Zivilisation. The lost City of the Inka, wie einer der ersten Entdecker die Stadt nannte. Oder nach dem hinter der Stadt aufragenden Berg Machupicchu, kleiner Berg. Auf der anderen Seite der Stadt die Geschwisterberge Waynapicchu (Babyberg) und Huaynapicchu (junger Berg), die zuckerhutfoermig aufragen.
Zuerst kletterten wir ein Stueckchen hangaufwaerts, um einen noch besseren ueberblick ueber die riesige Stadt zu bekommen. Dann machten wir uns auf die Suche nach unserem Guide, der eigentlich am Eingang auf uns warten haette sollen. Nach einigem Warten und Herumtelefonieren mit der Agentur und der freundlichen Hilfe von ein paar Leuten, die Nilo, unseren Fuehrer anscheinand kannten, stiessen wir endlich mit der Gruppe zusammen, die mit Nilo (und eigentlich uns) den Inkatrail gegangen und heute angekommen waren. Dann begann eine ca. zweistuendige Tour durch die Stadt.
Die Stadt wurde im spaeten 19. Jahrhundert entdeckt, laut Guide von Hiram Bingham, laut Wikipedia schon etwas frueher. Heute erhalten sind rund 200 Bauten, die in Hochzeiten wohl bis zu 1.000 Menschen beherbergt haben. Die Stadt gliedert sich in drei Sektoren: einen landwirtschaftlichen Sektor, der aus stufenfoermig angelegten Terassen besteht, auf denen angebaut wurde. Aus einem Wohnsektor, der hauptsaechlich aus Wohngebaeuden besteht udn einem religioesen Sektor, wo Tempelanlagen zu finden sind, sowie Plaetze fuer Rituale und Versammlungen. Es gibt mehrere Theorien, wieso die Stadt verlassen wurde. Malaria, Krieg/ Invasion, Hunger, weil die Stadt die Menschen nicht mehr mit Nahrung versorgen konnte. Laut Wikipedia war die Stadt erst im Bau und konnte aufgrund der spanischen Invasion nicht fertig gestellt werden.
Unser Guide fuehrte uns durch die Ruinen. Wir kletterten unzaehlige Stufen hinauf und hinunter. Ein Grossteil der Stadt wird versucht wieder zu rekonstruieren und aufzubauen. Noch war es angenehm herumzuwandern, aber gegen Mittag, als unsere Tour dann zuende ging, sahen wir von der Waynapicchu-Seite der Stadt, dass immer mehr Touristen angekarrt wurden und der Huegel mittlerweile nicht mehr steinfarben war, sondern in den buntesten Farben der Tourisenshirts erstrahlte. Faul lagen wir auf einer Wiese in der Sonne bzw im Schatten, als wir merkten, dass wir uns immer roeter faerbten und keine Sonnencreme dabei hatten. Neben und unter uns auf der Wiese grasten Lamas, die von Touristen regelmaessig bedraengt und gejagt wurden.

Am fruehen Nachmittag machten wir uns auf den Rueckweg. Mittlerweile karrten die 30Mann Busse im Fuenfmintentakt Touristen an und wir waren froh, dass wir schon so frueh angereist waren. Wieder ergatterten wir die letzten zwei Plaetze in einem Bus, kaum dass wir uns in der ewig langen Schlange angestellt hatten. Zurueck in Aguas Calientes setzten wir uns in das nette Cafe Restaurant, in dem wir gestern schon kurz eingekehrt waren. Ich bestellte ein hervorragendes Steak, David eine Pizza, dazu spielte eine lateinamerikanische Band beschwingende Lieder. Gemuetlich verbrachten wir so unsere letzten drei Stunden, dann hiess es zum Zug zu marschieren.
Im Dunklen fuhren wir mit dem Zug die Strecke zurueck, verliessen diesmal den Zug aber frueher, um mit dem Bus weitergefuehrt zu werden. Gegen zehn Uhr Abends kamen wir in Cusco an. Wir beshclossen das Hotel zu wechseln und in einem weniger Party-angehauchten Hostel als dem Loki zu uebernachten. Dank Keiler, die einen gleich ueberall ansprechen, fanden wir dann auch schnell ein ruhiges, wenn auch ziemlich abgefucktes Hotel in der Naehe des Zentrums.

Am naechsten Tag fruehstueckten wir gemuetlich im obersten Stock des Hostels um uns dann aufzumachen die Stadt zu erkunden und noch die letzten Mitbringsel und Geschenke einzukaufen bzw einen Rucksack, der das alles fassen konnte. Durch die engen Gassen spazieren ist recht nett, Mittags assen wir dann auf der Plaza de Armas, dem wunderschoenen Hauptplatz MacDonalds-Essen. Das Erste hier. Wenigstens sind da die Burger nicht so fett :) Nein, in Cusco gibt es wirklich auch anstaendiges, gutes Essen, das muss man schon sagen.

Mit dem Taxi liessen wir uns dann zum Bisbahnhof chauffieren, wo um fuenf Uhr nachittags unser 20Srunden-Liegebus nach Lima abfahren sollte. Der Bus war angenehm komfortabel, mit Sitzen, die man weit zuruecklegen konnte, Bordservice (das Essen nich zu empfehlen leider) und Toilette. Ich verbrachte die 20Stunden lesend und schlafend und Filmschauend (ich habe ein ganzes Buch ausgelesen :) und so verging die Zeit recht schnell.

Jetzt sind wir in Lima, der Hauptstadt von Peru in einem kleinen Hotel in Miraflores, einem netten, geschaeftegepraegten Stadtteil von Lima. Es sind weit weniger Touristen hier, als wir es von Cusco gewohnt sind. Es ist etwas kuehler und das Wetter ist schlecht, sprich bewoelkt. Gestern abend sind wir ein bisschen herumspaziert um letzten Endes an der Kueste zu landen, wo es auf einer Klippe, die ueber dem Meer aufragt, ein grossen Shopping-und Restaurant/Bar-Center gibt. Dort habe ich David zu einem letzten gemeinsamen Essen eingeladen. Steak und Schwertfisch, mit Blick auf das Meer. Schoen. Dann wollten wir eigentlich noch ins Kino, da ich aber so muede war, sind wir ins Hostel zurueck, wo wir dann zufaellig vier Oesterreicher (Katharina und Johannes, Julia und Peter aus Wien) getroffen haben, mit denen wir dann einen total lustigen und netten Abend mit Weinbegleitung und frisch importierten Mannerschnitten am Dach des Hostels gehabt haben.

Jetzt ist es Morgen. Alle schlafen noch und ich schreibe die letzten Zeilen meines Reiseberichtes. Die letzten Stunden meiner Zeit hier in Suedamerika sind angebrochen. Ich freue mich schon wahnsinnig auf zu-Hause, auch wenn es ein bisschen seltsam ist, jetzt aufzubrechen, David wieder allein hier in der Fremde zu lassen und wieder in mein normales Leben in Oesterreich zurueckzukehren. Es ist, als wuerde man eine Wirklichkeit zuruecklassen, um in eine andere zurueckzukehren. Wirklich seltsam. Aber ich freue mich auf daheim, auf meine Lieben und ein bisschen sogar auf meinen Alltag.
Heute werden wir noch ein bisschen die Stadt anschauen, Ciu (Meerschweinchen) und Meeresfruechte (Spezialitaeten in Peru) essen und um drei Uhr muss ich mich dann schon auf den Weg zum Flughafen machen. So long...

1 Kommentar:

dancingmad hat gesagt…

Eine gute Heimreise wünsch ich dir!